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Das große Rauschen im „Medien-Wald“

„Lügenpresse“ versus „Wahrheitspresse“…

„In früheren Zeiten bediente man sich der Folter. Heutzutage bedient man sich der Presse. Das ist gewiss ein Fortschritt. Aber es ist auch ein großes Übel. Es schädigt und demoralisiert uns.“ (Oscar Wilde, irischer Lyriker)

Sie wird eigentlich immer seltener – die Lektüre von Zeitungen und Print-Magazinen. Online-Medien sind im Kommen. Immer mehr. Dabei: Noch nie gab es so viele Print-Medien wie heutzutage.

Ein Widerspruch?! Eher nicht. Die „traditionellen“ Medien, wie Tages-, Wochen- oder Boulevard-Zeitungen, finden nur noch begrenzt ihre Leserschaft. Dafür sind (Print-)Sparten-Medien beliebt, die sich konkret – und fachlich fundiert – sportlichen, kulturellen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen oder „naturellen“ Themen widmen.

Die Frage nach dem „Warum“

Warum ist das so? Die Antworten sind vielfältig. Die folgenden sind subjektiv gefärbt, dazu ist der Schwerin-Blog nun einmal ein Magazin zum Kommentieren und Aufgreifen von Themen, die einmal jenseits des „Mainstreams“ unter die „Lupe“ genommen werden.

„Wir“, hier in Schwerin, haben unsere speziellen Erfahrungen mit Medien. Vor der Wende das Zentralorgan der SED, die Partei-Zeitungen der SED-Mitstreiter, also der Blockparteien Ost-CDU, LDPD, NDPD und LDPD. Dann, in der WEnde-Zeit 1989/90,  kamen die Blätter der „Bürgerbewegten“. Nur zwei überlebten – ausgerechnet das ehemalige Zentralorgan der SED-Bezirksleitung Schwerin und das Partei-Organ der NDPD – als Anhängsel des zuerst angesprochenen Mediums. Alles andere sind Werbeblätter mit schönen PR-Beiträgen zu Unternehmen, zur „Hautevolee im Cabriolet“ oder zu feucht-fröhlichen „Events“.

Neue Chance ungenutzt?

Ausgerechnet zwei „alte“ überlebten…Was sagt das eigentlich aus? Böse Zungen könnten behaupten, dieses sei Kontinuität. Nettere Zungen könnten allerdings entgegnen: Jeder hat eine zweite und mitunter dritte Chance verdient.

Die muss man dann aber auch nutzen.

Werden Themen, wie die „Flüchtlingsproblematik“, das politische „Links-Rechts-Schema“, die Arbeit der Landesregierung und Landesverwaltung, die Tätigkeit kommunaler Unternehmen, die Aktivitäten der Geldinstitute und der Werdegang vermeintlicher Eliten in Politik, Wirtschaft und Kultur, aber objektiv, aus unterschiedlichen Sichtweisen heraus und auch unter „neutralen“ Positionen, „bearbeitet“. Leider mehrheitlich nicht. Es werden Stereotype bedient. Oft ist echte Distanz zu den „vermeintlich „Mächtigen“ nicht erkennbar. Und zu oft wird ein „Gutmenschentum“ zelebriert, das mehr in die Kategorie „ausgelebtes Pharisäertum“ gehört. (Heißer Tipp: Mal weniger Presse- oder Theater-Bälle besuchen, dafür mehr am „Ball des realen Lebens“ bleiben!)

Einerseits wird aus historischen Gründen ein offizieller Rußland-Tag bzw. ein inoffizieller USA-Tag gefeiert, was beides aus fast rein wirtschaftlichen Gründen geschieht. Die Presse bietet dem ein großes Forum – oft unkritisch bzw. mit übermäßig dezidierter Kritik. Der neutrale Beobachter hat dabei mitunter den Eindruck, dass der einstige „Große Bruder aus dem Osten“ und der gar nicht mehr so neue „Große Bruder aus dem Westen“ ja nicht verprellt werden sollen. Geld stinkt bekanntlich nicht.

Andererseits wird Pseudo-Kritik geübt, wenn aktuelle politische Debatten es „fordern“ – natürlich indirekt „fordern“.

Wie war das vor gar nicht langer Zeit mit dem „neuen“ Propaganda-Feldzug Russlands gen Westeuropa…

Der „böse Kreml“ machte und macht  also Propaganda gegen die „lupenreine Demokratie“ Deutschland! Was für eine Neuigkeit. Als ob der „gemeine Bürger“ das nicht längst wüsste oder beurteilen könnte! Ist es umgekehrt aber besser? Werden wir, hier in Deutschland, nicht tagtäglich bestens mit Klischees und Halbwahrheiten über Russland versorgt?!

Ist die Berichterstattung diesbezüglich  wirklich immer „unabhängig“, sachlich, ohne vorauseilenden Gehorsam einer nicht unbeträchtlichen Anzahl deutscher Journalisten, die Gedankengänge von Kollegen vermeintlich „meinungsbildender Publikationen“ aufgreifen und diese unkritisch übernehmen?

In Russland wird gedopt, als ob es das in Deutschland, den USA, Großbritannien, Kanada, Australien und sonstwo nicht gab bzw. geben würde. Hier schafft man es ja nicht einmal, das flächendeckende extreme Doping in der DDR und in Westdeutschland bis 1990 aufzuarbeiten! Mal abgesehen davon, was hier in diesem Bereich  seit 1990 praktiziert wurde bzw. wird.

Sind alle in Deutschland wirklich frei, sind wir wirklich „urdemokratisch“? Man möchte manchen Schreiberlingen der „Mainstream“-Medien ganz einfach zurufen: Hört doch auf mit diesem naiven Geschreibsel!

Wie meinte mal ein schlauer Geist eines heutigen ambitionierten Schwellenlandes, Swami Vivekananda aus Indien: „Unabhängigkeit im Denken ist das erste Kennzeichen der Freiheit. Ohne sie bleibst du ein Sklave der Umstände.“

Weder die Mehrheit der Russen noch der Deutschen noch der Amerikaner oder Franzosen glaubt „ihren“ Mainstream-Medien „uneingeschränkt“! Liegen diese damit so falsch?

Der Niedergang eines einstigen „Flaggschiffes der Demokratie“ – nur ein subjektiver Eindruck?!

„Ich habe mir die Zeitungen vom vorigen Jahr binden lassen. Es ist unbeschreiblich, was für eine Lektüre das ist: Fünfzig Teile falsche Hoffnungen, siebenundvierzig Teile falsche Prophezeiungen und drei Teile Wahrheit. Diese Lektüre hat bei mir die Zeitungen von diesem Jahr herabgesetzt. Denn ich denke: Was diese sind, das waren jene auch.“, so Georg Christoph Lichtenberg, ein deutscher Physiker des 18.Jahrhunderts.

Was im 18.Jahrhundert der Eindruck war, ist im 21.Jahrhundert nicht viel anders.

Seit 1987, dann ganz regelmäßig seit 1990, war ich regelmäßiger Leser eines Nachrichten-Magazines aus Hamburg – mit distanziert-freundlicher Zuneigung. Nachdem im letzten Jahr (2015) ein konservativ-liberaler (?) Journalist nach relativ kurzer Tätigkeit dort   „weggecancelt“ wurde, habe nicht nur ich den Eindruck, dass besagtes Nachrichten-Magazin sich zunehmend als „linkes“ Nachrichtenmagazin versteht. Flüchtlingsdebatte, AfD, Ostdeutschland, Russland, USA-Präsidentschaftswahkampf, Ukraine-Krise, Syrien-Krieg, globale Krisen – alles wird unter „linken“ Gesichtspunkten behandelt. Nun gut, einer Ihrer Mitbegründer meinte ja einst „Im Zweifel links!“.

Ich habe nach vierwöchiger Pause, von Ende Februar bis Ende März, beschlossen, diesem Nachrichten-Magazin nicht mehr die „Treue zu halten“. Mit der „Oster-Ausgabe“ war für mich der Punkt erreicht, wo ich sage: „Damit vergeude ich nicht mehr meine Zeit!“. Ich werde – nach fast 26 Jahren – nicht mehr etwas durch den wöchentlichen Kauf fördern, was an den Realitäten vorbei lebt, besser vorbei schreibt.

Offen gesagt, habe ich mit dessen Lektüre viel Zeit seit 1990 zugebracht, vielen Artikeln stimmte ich zu, vielen auch nicht – ganz normal. Aber seit der Flüchtlingsdebatte, die allmählich im Juni 2015 begann, und auch im Hinblick auf andere Ereignisse im Sport (Doping in Russland – Wo bleibt der kritische Blick auf das Massen-Doping in „DDR“ und „BRD“?!), in der Politik (Stichwort „Merkel“)  und in der Kultur (über den schauspielernde Pharisäer) ist das einstige „Sturmgeschütz der Demokratie“  kaum wieder zu erkennen. In negativer Hinsicht.

Das tue ich mir nicht mehr an. Der „Gipfel“ war dann mit Essay erreicht, in dem gar Merkel und Gauck als Menschen bezeichnen, für die Freiheit und Eigenverantwortung an erster Stelle stehen. Davon konnte man zu DDR-Zeiten nichts merken und auch während der „Wende“ nicht. Mir sagte einmal ein alter Sozialdemokrat 1997, der die SPD richtigerweise verließ, nachdem man ihn dort – trotz seiner KZ-Haft unter den braunen Nazis und seiner politischen Haft unter den roten Nazis – ignorierte, weil er einen Pakt mit der SED/PDS nicht gut hieß, folgendes: „Wer wirklich gelitten hat, lebt nicht von großen Sprüchen!“.

Kritische Distanz geht anders…

Freund-Feind-Denken

„Die zwei obersten Grundsätze: Was das Volk nicht weiß, macht das Volk nicht heiß. Was man dem Volk dreimal sagt, hält das Volk für wahr.“ (Heinrich von Kleist, deutscher Dramatiker)

Es ist inzwischen gängige Mode geworden – auch in der Presse-Landschaft, aber nicht nur dort – Stereotype zu bedienen. Das „political correctness“ wird in einer Art und Weise bedient, dass der geneigte Beobachter den Eindruck hat, hier werden willfährig politische Klischees bedient, die von interessierter politischer Seite (Regierung) kolportiert werden.

Allein der Umgang mit der AfD zeigt, wie schwer sich die „gängigen“ Medien mit den neuen politischen Parteien und politischen Initiativen tun. Zwischen Boykott, Zwangsignorieren, einseitigen Binsen und vorauseilendem Gehorsam bieten unsere meinungsbildenden Gazetten zu dieser Problematik nicht viel.

Tja, es ist bei der AfD vieles kritisch zu hinterfragen, das gilt aber bei SPD, CDU, CSU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen ebenso. Wie entstanden diese Parteien? Ging und geht es dort immer „urdemokratisch“ zu? Wie finanzieren sich diese Parteien? Wer sind Ihre Spender und Förderer? Wie sieht die (ungeschönte) Geschichte dieser Parteien aus? Aus welchen politischen Nährböden stammen diese?

Das wäre es doch – einfach mal neutrale Gleichbehandlung. Im Positiven wie im Negativen.

Die Bürgerin und der Bürger möchte objektiv informiert werden – nicht belehrt. Diese Form klappt schon in der Schule nicht. Erst recht nicht bei Medien!

Wer hat denn den „fruchtbaren Acker“  für NPD, AfD, Kommunistische Plattform sowie weitere neue Parteien (Piraten) und Bewegungen (freie Wählergemeinschaften, Pegida) bestellt: Es sind die Protagonisten von SPD, CDU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen, die sich ebenfalls oft in der Wortwahl vergreifen.

Wenn angeblich alles so „schön“ in Deutschland ist – und nicht nur die (ge)schön(t)en Statistiken – dann müßte doch fast alles ausgezeichnet laufen. Tut es aber nicht! Viele Flüchtlinge hin oder her – die sind nicht das gravierende Problem. Das Problem sind unsere politischen und wirtschaftlichen Eliten, die einen schlechten Job machen. Die selbst verursachte Flüchtlingsproblematik (Stichwort: Waffenlieferungen in Krisenregionen, diplomatische Inkompetenz) dient nur zur Ablenkung dieses Elite-Versagens.

Die Menschen sollen gegeneinander ausgespielt bzw. emotionalisiert werden und wer emotionalisiert ist, verliert den klaren Blick auf das Wesentliche! Inzwischen ist es in Deutschland ja so: Ständiges Versagen wird als Leistungskonstante angesehen – und auch medial gewürdigt.

Auch die hiesigen Medien werden lernen müssen, dass das so nicht funktionieren wird. Es wird auf jeden Fall ein langer (Lern-)Prozess werden. Ein spezieller Beitrag zum oft geforderten „lebenslangen Lernen“. Dann viel Spass beim Pauken und nicht beim Trompeten…

Ein Kommentar von Dr. Marko Michels

 


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