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Wieviel Hitradio brauchen wir?

Im Nordosten ist der Radiokrieg entbrannt.

Die früher belächelte Rostocker Ostseewelle, seit vielen Jahren nun Marktführer im Land, bereitet der Konkurrenz aus Plate Kopfzerbrechen.

Vorbei sind die Zeiten, in denen sich die 1993 als erstes landesweites Privatradio gestartete Antenne auf ihren guten Quoten ausruhen konnte. Denn die sinken konstant, seitdem man in Rostock ein junges und hörernahes Programm mit flotter Dance-Musik anbietet. Daran konnten auch die angestaubten 80er nichts ändern, mit denen der vertriebene Platzhirsch neuerdings wirbt.

Also bläst man im südlich von Schwerin gelegenen Funkhaus von Antenne Mecklenburg-Vorpommern derzeit zum Angriff auf die Ostseewelle-Hörer.
„Umstrukturierungen“ zwangen den Sender bereits 2007 dazu, seine Außenstudios dicht zu machen. Großangelegte Plakataktionen sollen nun verhindern, dass sich Antenne in der Hörergunst noch weiter von der privaten Nummer 1 im Land entfernt.

Dabei kam man nun auf die glorreiche Idee, vor den Sendernamen ein „Hitradio“ zu setzen. Wie innovativ! Die Plakate verkünden zwar, wer Antenne einschaltet, hört „Das Original“, doch lieber gut kopiert als schlecht selbst gemacht.-  Nach einem solchen Grundsatz scheinen einige schlaue Köpfe entschieden zu haben, dass man plötzlich jenes böse Wort on Air vermelden will, das die Rostocker seit 2002 benutzen, während auf den blauen Plater Plakaten noch nichts davon zu lesen ist. Und dass die Ostseewelle mit diesem Namenszusatz erfolgreich ist, sieht man ja. Und dann war da ja noch das alleinig echte Original, Hit-Radio Antenne Niedersachsen – auch in Westmecklenburg empfangbar über einen Funkturm jenseits der Elbe!

Nun haben wir also „Ostseewelle HIT-RADIO Mecklenburg-Vorpommern“ und „Hit-Radio ANTENNE Mecklenburg-Vorpommern“ in unseren Radios und sind damit bundesweit das einzige Bundesland mit zwei Hitradios, und obendrein den Sendern mit den längsten Namen.

Hintergrund für diese fast identischen Bezeichnungen ist die so genannte Media-Analyse, in deren Vorfeld sich die privaten Hörfunkanbieter im gesamten Bundesgebiet im Niveau ihrer Gewinnspiele gegenseitig zu unterbieten versuchen. Da kommt jedes Mittel recht, auch dreiste Namensklau-Aktionen. Bei dieser telefonischen Hörerbefragung werden die Gewohnheiten einzelner Bürger hochgerechnet und es geht keinesfalls darum, ein sympathisches und hochwertiges Programm anzubieten. Gewinner ist, wessen Name sich am besten beim Zielpublikum eingebrannt hat.

Vermeldet also jemand bei der netten Anruferin der AG M-A, er höre „Hit-Radio Mecklenburg-Vorpommern“, werden die Zahlen ziemlich sicher den Platern zugerechnet.Klug gedacht, doch leider geht die Rechnung nicht auf. Die Namen sind viel zu umständlich, als dass man sie sich merken könnte. Und unsere eigene Umfrage auf der Straße zeigt: Schwerin hört keinesfalls irgendwelche Hitradios, sondern nur „Antenne MV“ und „Ostseewelle“. Oder aber NDR 2 oder Radio MV, denn die gibt es auch noch.

Und so ist am Ende wieder jeder der Gewinner…


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